Mitte März 2016 hat sich das BUNDESNETZWERK FACHPOLITIK FÜR ELTERN UND FAMILIEN IN DER KINDER-UND JUGENDHILFE (BEFKJ) gegründet. Dieses ist ein Zusammenschluss von Frauen und Männern, die sich sowohl fachlich als auch zivilgesellschaftlich für verbesserte Rahmenbedingungen insbesondere von Familien und Eltern in schwierigen Lebensverhältnissen einsetzen wollen. Gute Erziehung ist heute nicht einfach zu leisten. Viele Familien fühlen sich in ihrer Sorge um die materielle Existenzsicherung der Familie ebenso allein, wie in Fragen der komplizierter gewordenen Erziehung. Hier brauchen viele die Unterstützung durch die Kinder- und Jugendhilfe. Die Fachkräfte dort aber sind häufig überlastet und von daher nicht immer zuverlässige Partner von Eltern. Wir wollen deshalb Initiativen, Projekte und Konzepte anstoßen, die gerade die Situation von Eltern in schwierigen Lebensverhältnissen verbessern helfen.
Das Erziehen von Kindern in der modernen Gesellschaft ist für viele Eltern kompliziert und widerspruchsvoll: Eltern sollen Autoritätspersonen und gleichzeitig gute Partner für ihre Kinder sein, sollen diese auf dem Weg zu mündigen und selbstbewussten Bürgern unterstützen und gleichzeitig Orientierungen und damit auch Grenzen vorgeben. Für Eltern führt diese Situation im Erziehungsalltag häufig zum Spagat zwischen Partnerschaft und Repression und zu großen Herausforderungen, die oftmals nur schwer bewältigt werden können. Dies gilt erst recht für Familien, die sich in sozialen Notlagen wie beispielsweise Arbeitslosigkeit und den damit verbundenen Folgeproblemen befinden: Geringes Familieneinkommen, enge Wohnverhältnisse, schlechte Infrastrukturen im Stadtteil. Dies sind zusätzliche Belastungen, die das sowieso schon nicht einfache Erziehungsgeschäft noch schwieriger machen. Hier wird den Eltern abverlangt, dass sie mit begrenzten sozialen und materiellen Mitteln ihren Alltag mit den Kindern gut und gelungen organisieren. Vielen Eltern gelingt dies auch. Zunehmend mehr aber nehmen Familien aus ihrer Verantwortung für eine gute Entwicklung ihrer Kinder heraus die Unterstützungsangebote der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch. Zwischenzeitlich werden für über 1 Mio. junge Menschen und Familien gezielte Hilfen durch die sozialen Dienste beantragt. In vielen Fällen sind längere Unterstützungsprozesse wichtig. Doch in den Jugendämtern sind trotz großer Bemühungen die Ressourcen knapp: Begrenztes Personal und enge Finanzbudgets verhindern nicht selten eine gute und zeitnahe Problemlösung in partnerschaftlicher Kooperation mit den Familien. Leider haben sich die Rahmenbedingungen und das Hilfeverständnis der Fachkräfte in den sozialen Diensten in den letzten 20 Jahren kaum verändert. Dies ist vor dem Hintergrund der für Teile der Bevölkerung in Deutschland schlechten Lebensverhältnisse aber dringend notwendig. Wirkungsvolle Hilfen für Eltern und Kinder brauchen neue Hilfekonzepte und einen partnerschaftlichen Umgang zwischen Fachkräften und Eltern.
Butzbach, Juni 2016
v. i. S. d. Presserechts: Prof. Dr. Josef Faltermeier, Vorsitzender Bundesnetzwerk Fachpolitik für Eltern und Familien in der Kinder- und Jugendhilfe; weitere Informationen unter www.befkj.de oder info@befkj.de